Boomerang-Gründer: Warum viele nach dem Exit neu starten

Der Traum vieler Unternehmer und Gründer ist es, ihr Startup erfolgreich aufzubauen und es dann für Millionen oder gar Milliarden zu verkaufen. Der sogenannte Exit – der Verkauf eines Unternehmens an Investoren, große Konzerne oder über einen Börsengang – markiert oft den Höhepunkt einer Unternehmerkarriere. Doch was passiert danach?

Viele Gründer genießen ihren Erfolg nur kurz, bevor sie sich erneut in das Abenteuer Unternehmertum stürzen. Anstatt sich zur Ruhe zu setzen oder das Leben auf einer tropischen Insel zu genießen, wagen sie einen Neustart – oft mit noch ambitionierteren Zielen als zuvor.

Warum kehren so viele Unternehmer zurück? Ist es die Leidenschaft für Innovation, die Angst vor Stillstand oder einfach nur der Reiz, es noch einmal besser zu machen?

Warum Gründer nach dem Exit nicht einfach aufhören

Man könnte meinen, dass ein erfolgreicher Exit das perfekte Ziel ist: Finanzielle Sicherheit, Zeit für Hobbys und Familie, keine schlaflosen Nächte mehr wegen Investorengesprächen oder Marktveränderungen. Doch für viele Unternehmer ist genau das das Problem: Plötzlich fehlt die Herausforderung.

Unternehmertum ist mehr als nur ein Job – für viele ist es eine Lebensweise. Die ständige Suche nach Lösungen, das Aufbauen von Teams, das Lösen komplexer Probleme – all das gibt einen tiefen Sinn und eine Struktur im Leben. Ohne diese Anreize fühlen sich viele ehemalige Gründer leer.

Zudem gibt es noch weitere Faktoren, die sie antreiben:

  • Unvollendete Missionen
    Viele Gründer verkaufen ihr Unternehmen nicht aus Langeweile, sondern weil es strategisch oder finanziell Sinn ergibt. Doch oft haben sie das Gefühl, ihre Vision sei nicht vollständig umgesetzt worden. Der nächste Versuch soll es besser machen.
  • Neuer Ehrgeiz, größere Ziele
    Ein erfolgreicher Exit zeigt, dass man als Unternehmer funktioniert. Doch anstatt sich zurückzulehnen, sehen viele die Chance, mit ihrem neu gewonnenen Wissen und Kapital noch größere Ideen umzusetzen.
  • Die Angst vor Bedeutungslosigkeit
    Während der aktiven Zeit als Gründer sind sie ständig gefordert, treffen Entscheidungen, werden zu Branchenevents eingeladen und sind im Zentrum des Geschehens. Nach dem Verkauf kann sich eine Identitätskrise einstellen: „Wer bin ich, wenn ich nicht mehr Unternehmer bin?“
  • Das „zweite Mal“ ist oft einfacher
    Der erste Unternehmensaufbau ist hart, weil man aus vielen Fehlern lernen muss. Wer einmal erfolgreich gegründet hat, weiß beim zweiten Mal genau, welche Fallstricke es zu vermeiden gilt.

Prominente Boomerang-Gründer: Wer es nicht lassen konnte

Die Liste der Unternehmer, die nach einem erfolgreichen Exit zurückgekommen sind, ist lang. Einige der bekanntesten Beispiele:

  • Elon Musk: Nach dem Verkauf von PayPal hätte er sich entspannt zurücklehnen können. Doch anstatt sich auf sein Milliardenvermögen auszuruhen, startete er mit Tesla, SpaceX und Neuralink gleich mehrere neue Unternehmen.
  • Jack Dorsey: Der Twitter-Mitgründer verließ sein Unternehmen, nur um Jahre später zurückzukehren und es als CEO wieder zu übernehmen. Nebenbei gründete er Square, einen der erfolgreichsten Anbieter für mobile Zahlungsabwicklungen.
  • Richard Branson: Er hätte sich nach dem Erfolg von Virgin Records in den Ruhestand verabschieden können. Stattdessen baute er mit Virgin Atlantic, Virgin Galactic und Dutzenden anderer Firmen ein Business-Imperium auf.

Diese Gründer eint eine unbändige Neugier und der Wille, immer weiterzumachen – unabhängig davon, wie viel sie bereits erreicht haben.

Die zweite Gründung: Was Gründer anders machen

Interessanterweise gehen viele Boomerang-Gründer ihre zweite oder dritte Unternehmung anders an als die erste. Sie sind strategischer, vermeiden unnötige Risiken und wählen oft ganz neue Branchen.

Ein paar der wichtigsten Unterschiede:

  • Sie bauen schlanker und effizienter auf.
    Beim ersten Mal war vieles noch ein Experiment – beim zweiten Mal wissen sie, welche Strukturen nötig sind und welche nicht.
  • Sie haben bessere Netzwerke und Investorenkontakte.
    Während sie beim ersten Startup oft mühsam Investoren überzeugen mussten, stehen beim zweiten Anlauf oft bereits bekannte Geldgeber bereit.
  • Sie setzen auf größere Visionen.
    Viele Boomerang-Gründer wagen sich an ambitioniertere Projekte, weil sie wissen, dass sie komplexe Probleme lösen können.
  • Sie wählen bewusstere Partner.
    Die Auswahl der ersten Mitgründer und Mitarbeiter ist oft ein Lernprozess. Beim zweiten Mal sind Gründer deutlich wählerischer – und bauen ihr Team mit mehr Bedacht auf.

Ist der zweite Gründer Erfolg garantiert?

Man könnte meinen, dass Gründer, die einmal erfolgreich waren, auch beim zweiten Mal automatisch durchstarten. Doch die Realität sieht anders aus.

Viele Zweitgründungen scheitern, weil die Erwartungen zu hoch sind. Investoren und Öffentlichkeit gehen oft davon aus, dass erfahrene Gründer sofort wieder ein Millionenunternehmen aufbauen. Doch nicht jedes Geschäftsmodell funktioniert – und auch für erfahrene Unternehmer gibt es Fehlschläge.

Ein weiteres Problem: Die Motivation ist nicht immer die gleiche. Beim ersten Mal ging es oft ums Überleben, um den Traum vom eigenen Unternehmen. Beim zweiten Mal gibt es weniger Druck, aber oft auch weniger persönlichen Antrieb.

Doch was erfolgreiche Boomerang-Gründer auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, sich selbst neu zu motivieren und aus ihren bisherigen Erfahrungen zu lernen.

Was jeder von Boomerang-Gründern lernen kann

Auch wer nicht plant, sein Unternehmen zu verkaufen und neu zu starten, kann von der Denkweise erfolgreicher Boomerang-Gründer profitieren.

Bleibe neugierig und entwickle dich weiter.

Wer einmal erfolgreich war, darf sich nicht auf seinen Erfolgen ausruhen. Technologien, Märkte und Geschäftsmodelle ändern sich – wer sich nicht mitentwickelt, bleibt stehen.

Akzeptiere, dass Misserfolg dazugehört.

Selbst erfahrene Unternehmer scheitern beim zweiten oder dritten Versuch. Doch was sie auszeichnet, ist ihr Umgang mit Fehlschlägen. Sie geben nicht auf, sondern justieren nach.

Bau dir ein belastbares Netzwerk auf.

Der zweite Erfolg ist oft einfacher, weil man aus Fehlern gelernt hat – aber auch, weil man beim ersten Mal wertvolle Kontakte geknüpft hat. Beziehungen sind oft wertvoller als Kapital.

Erfolg ist nicht nur finanziell – er ist auch emotional.

Viele Boomerang-Gründer starten nicht wegen des Geldes neu, sondern weil sie etwas bewegen wollen. Geld ist oft nur ein Nebenprodukt echter Leidenschaft.

Gründer: Unternehmertum ist keine einmalige Reise

Der Mythos, dass Unternehmer nach dem großen Exit für immer verschwinden, hält sich hartnäckig. Doch die Realität zeigt: Die meisten erfolgreichen Gründer können nicht aufhören.

Unternehmertum ist für sie kein Job, sondern ein innerer Antrieb. Sie lieben Herausforderungen, das Lösen von Problemen und das Erschaffen von Neuem.

Der zweite Anlauf ist oft intelligenter, strategischer und besser durchdacht – aber nicht automatisch erfolgreicher. Doch das hält Boomerang-Gründer nicht auf.

Denn für sie gilt nicht das Motto „Einmal und nie wieder“, sondern: „Was kommt als Nächstes?“