Seriengründer: Warum manche Unternehmer nie genug bekommen

Für viele Menschen ist das Gründen eines Unternehmens ein einmaliges Lebensprojekt. Sie investieren Jahre oder Jahrzehnte in ihr Unternehmen, entwickeln es weiter, bauen Strukturen auf und führen es entweder bis zur Rente oder verkaufen es. Doch es gibt eine besondere Gruppe von Unternehmern, für die ein einziges Unternehmen nicht genug ist. Seriengründer gehören zu den rastlosesten Akteuren der Wirtschaftswelt. Kaum haben sie ein Unternehmen aufgebaut und erfolgreich gemacht, treibt es sie bereits zur nächsten Idee. Manche bleiben innerhalb einer Branche, andere springen von einer Industrie zur nächsten und versuchen sich an völlig neuen Märkten. Doch warum tun sie das? Ist es reiner Ehrgeiz, die Jagd nach mehr Reichtum oder gar eine Sucht nach dem Adrenalinkick der Gründung?

Ein genauer Blick auf Seriengründer zeigt, dass es nicht nur eine Motivation gibt, sondern viele verschiedene Gründe, warum sie sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Manche sehen sich als Problemlöser, die gezielt Marktlücken füllen wollen. Andere lieben es, Innovationen voranzutreiben, und wieder andere entwickeln eine regelrechte Obsession dafür, Start-ups aufzubauen und zu skalieren. Doch egal, was der persönliche Antrieb ist – die Fähigkeit, immer wieder neue Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu machen, erfordert eine besondere Denkweise und eine außergewöhnliche Energie.

Warum Seriengründer immer weitermachen

Seriengründung ist keine reine wirtschaftliche Entscheidung, sondern vielmehr eine persönliche Lebensphilosophie. Während klassische Unternehmer sich langfristig auf ein Unternehmen konzentrieren, sehen Seriengründer ihr wahres Talent in der Schaffung von etwas Neuem. Für sie liegt der größte Reiz nicht darin, ein Unternehmen über Jahrzehnte hinweg zu leiten, sondern in der Anfangsphase – dem Moment, in dem aus einer Idee ein funktionierendes Geschäftsmodell wird.

Diese Art des Unternehmertums erfordert eine hohe Risikobereitschaft und eine besondere Art von Kreativität. Während viele Menschen Angst vor dem Ungewissen haben, fühlen sich Seriengründer genau dort am wohlsten. Sie lieben den Aufbauprozess, das Tüfteln an neuen Strategien, das Lösen von Problemen, die in der Gründungsphase auftauchen. Sobald eine Struktur steht und das Unternehmen in eine Wachstumsphase übergeht, beginnt für viele von ihnen der spannendste Teil zu verblassen – und sie suchen nach der nächsten Herausforderung.

Oft ist es nicht das Geld, das sie antreibt. Viele Seriengründer sind nach ihrem ersten oder zweiten erfolgreichen Unternehmen finanziell abgesichert. Trotzdem hören sie nicht auf. Für sie bedeutet Unternehmertum mehr als finanziellen Erfolg – es ist eine Art zu leben. Sie möchten etwas hinterlassen, Märkte verändern, neue Konzepte umsetzen oder gesellschaftliche Probleme mit innovativen Geschäftsmodellen lösen.

Ein bekanntes Beispiel ist Elon Musk. Nachdem er mit dem Verkauf von PayPal bereits finanziell unabhängig war, hätte er sich problemlos zur Ruhe setzen können. Doch stattdessen investierte er sein Vermögen in Tesla, SpaceX, Neuralink und The Boring Company – alles Unternehmen, die sich mit fundamentalen Zukunftsfragen beschäftigen. Seine Motivation liegt nicht im schnellen Profit, sondern in der langfristigen Vision, große Herausforderungen der Menschheit zu lösen.

Doch nicht jeder Seriengründer hat eine so weltverändernde Agenda. Manche sehen einfach die Möglichkeit, bewährte Strategien zu wiederholen. Sie haben gelernt, wie man Start-ups effizient aufbaut, wie man Kapital beschafft, Teams formt und Produkte skaliert. Dadurch können sie mit jeder neuen Gründung ihre Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen, weil sie Fehler vermeiden, die ihnen in früheren Projekten unterlaufen sind.

Seriengründer: die besonderen Herausforderungen

So attraktiv das Leben als Seriengründer auch klingt, es bringt enorme Herausforderungen mit sich. Der ständige Wechsel von einer Idee zur nächsten kann sowohl psychisch als auch physisch belastend sein. Die Anfangsphasen einer Gründung sind oft mit Unsicherheiten, hohem Arbeitsaufwand und finanziellem Risiko verbunden. Wer sich diesem Prozess immer wieder aussetzt, muss über eine außergewöhnliche Belastbarkeit verfügen.

Ein zentrales Problem ist der Spagat zwischen mehreren Unternehmen. Manche Seriengründer arbeiten an mehreren Projekten gleichzeitig, was dazu führen kann, dass sie sich verzetteln. Ein Unternehmen aufzubauen erfordert vollen Fokus, doch wer mehrere Gründungen parallel betreibt, kann in Entscheidungsprozesse nicht immer so tief eintauchen, wie es eigentlich notwendig wäre.

Ein weiteres Risiko ist das Timing. Nicht jede Idee wird zum Erfolg, und oft hängt es nicht nur von der Umsetzung ab, sondern auch vom richtigen Zeitpunkt. Viele Seriengründer scheitern nicht, weil ihre Ideen schlecht sind, sondern weil sie zu früh oder zu spät auf den Markt kommen. Unternehmen wie Uber oder Airbnb wären zehn Jahre früher vermutlich gescheitert, weil die technische Infrastruktur und das Kundenverhalten noch nicht bereit waren. Wer zu früh startet, verbrennt Kapital, wer zu spät kommt, verliert den First-Mover-Vorteil.

Zudem gibt es das Problem des persönlichen Stresses. Seriengründer stehen unter enormem Druck. Die Verantwortung, immer wieder Investoren zu überzeugen, Teams aufzubauen, Risiken zu managen und oft parallel mehrere Unternehmen zu führen, kann zu Burnout führen. Nicht wenige Seriengründer haben nach einigen Jahren realisiert, dass sie sich übernehmen und gezielt bremsen müssen.

Wann ist Seriengründung sinnvoll – und wann nicht?

Nicht jeder Unternehmer ist für das Seriengründertum gemacht. Manche Gründer sind darauf spezialisiert, langfristig ein Unternehmen zu führen, zu stabilisieren und über Jahre oder Jahrzehnte hinweg weiterzuentwickeln. Andere hingegen fühlen sich im frühen Aufbauprozess am wohlsten. Wer mit dem Gedanken spielt, sich als Seriengründer zu versuchen, sollte sich bewusst machen, welche Art von Unternehmer er ist.

Ein sinnvoller Zeitpunkt für eine zweite oder dritte Gründung ist oft dann gegeben, wenn das erste Unternehmen eine stabile Struktur hat, ein erfahrenes Management die operative Führung übernimmt und sich der Gründer strategischen Themen widmen kann. Ein schlecht gewählter Zeitpunkt kann jedoch fatale Folgen haben. Wer zu früh aussteigt oder sich aus laufenden Prozessen zurückzieht, riskiert, dass sein erstes Unternehmen noch nicht überlebensfähig ist.

Für diejenigen, die das Modell der Seriengründung erfolgreich umsetzen, gibt es jedoch enorme Vorteile. Sie profitieren von immer kürzeren Aufbauphasen, nutzen ihr Netzwerk, um schneller Investoren zu finden, und steigern ihre Erfolgsquote mit jedem neuen Unternehmen. Je mehr Erfahrung sie sammeln, desto gezielter können sie ihre Strategien anpassen und desto schneller können sie Marktchancen identifizieren.

Seriengründung als Lebensstil

Seriengründer sind eine besondere Gruppe von Unternehmern, die nicht nur ein Unternehmen gründen, sondern gleich mehrere – oft in völlig unterschiedlichen Bereichen. Während klassische Unternehmer langfristig an einem einzigen Projekt arbeiten, treibt Seriengründer die Lust an der Herausforderung, die Suche nach Innovation und der Wunsch nach stetigem Neuanfang an.

Doch dieser Lebensstil ist nicht für jeden geeignet. Seriengründung bedeutet hohe Belastung, finanzielle Risiken und oft ein ständiges Jonglieren zwischen mehreren Projekten. Wer es jedoch schafft, mit Struktur, Netzwerken und strategischem Weitblick zu arbeiten, kann als Seriengründer eine einzigartige Karriere aufbauen – und dabei Wirtschaftszweige verändern, neue Märkte erschließen und immer wieder neue Erfolgsgeschichten schreiben.

Der größte Unterschied zwischen einem klassischen Unternehmer und einem Seriengründer ist am Ende nicht nur die Anzahl der Gründungen – sondern die Denkweise. Während einige nach dem großen Erfolg innehalten, sehen andere in jedem Meilenstein nur den Startpunkt für ihr nächstes großes Projekt.